BRAIN DAY 2014 – Programm

Von der Grundlagenforschung zur Therapie

Ein Tag im Zeichen der Bochumer Neurowissenschaften mit Vorträgen, Informationen und Mitmachaktionen.
10.09.2014, 12-17 Uhr, RUB-Veranstaltungszentrum


PROGRAMM

13:00BEGINN DES RAHMENPROGRAMMS
Präsentationsstände von Patientengruppen
Mitmachaktionen
13:30WILLKOMMEN UND ERÖFFNUNG
Prof. Dr. Denise Manahan-Vaughan,
Sprecherin SFB 874, Ruhr-Universität Bochum
13:45DIE ALZHEIMER KRANKHEIT: NICHT NUR EINE FRAGE DES SCHICKSALS
Prof. Dr. Denise Manahan-Vaughan,
Sprecherin SFB 874, Ruhr-Universität Bochum
Leiterin der Abteilung für Neurophysiologie, Medizinische Fakultät, Ruhr-Universität Bochum
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In der Presse lesen wir jeden Tag von „dem bahnbrechenden Durchbruch“, der die Heilung der Alzheimer Krankheit bringen soll. Trotz alledem kann diese Krankheit zurzeit nicht geheilt werden. Diese Art „Sensationsjournalismus“ baut nicht nur unrealistische Hoffnungen für Betroffene und Ihre Familien auf, sondern führt auch zu der Meinung, dass die Alzheimer-Forschung nicht schnell genug vorankommt. Dabei haben Hirnforscher in den letzten 20 Jahren extrem wichtige Fortschritte bei der Charakterisierung der grundliegenden Mechanismen der Alzheimer Krankheit erzielt.
In meinem Vortrag werde ich zunächst beschreiben, welche molekularen und zellulären Veränderungen dazu führen, dass Gedächtnisverluste und Demenz bei der Alzheimer Krankheit entstehen. Weiterhin werde ich über die neuesten Erkenntnisse zu Risikofaktoren bei dieser Krankheit berichten. Und zum Abschluss möchte ich der Frage nachgehen: „Wenn Sie wüssten, dass Sie durch Ihren „Lifestyle“ Ihr Alzheimer-Risiko erhöhen, würden Sie etwas dagegen tun?“
14:15AUF DER SUCHE NACH DEM ENGRAMM: WIE DAS GEHIRN GEDÄCHTNISINHALTE SPEICHERT
Priv.-Doz. Dr. med. Nikolai Axmacher,
Klinik für Epileptologie, Universität Bonn
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Die Fähigkeit, sich an Erlebnisse zu erinnern und neue Fähigkeiten zu erlernen, ist grundlegend für unsere Existenz; ohne Gedächtnis würden Ereignisse spurlos an uns vorüberziehen. Seit langem wird untersucht, welche psychologischen Prozesse und neuronalen Mechanismen zu den verschiedenen Formen des Gedächtnisses beitragen, und wie sie bei verschiedenen neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen beeinträchtigt sind. Trotz vieler Fortschritte gelang es aber lange Zeit nicht, die neuronale Spur einzelner Gedächtnisinhalte – das „Engramm“ – zu identifizieren. In meinem Vortrag möchte ich eine Übersicht über aktuelle Studien geben, die sich die Suche nach dem Engramm zum Ziel gesetzt haben, und die bereits einige beeindruckende Ergebnisse erzielt haben. Diese Studien betreffen auch die Rolle des Schlafes und von Träumen für die Gedächtnisbildung. Diese faszinierende Forschungsrichtung könnte es eines Tages erlauben, aus der Beobachtung der Gehirnaktivität vorherzusagen, woran wir uns gerade erinnern, und besser zu verstehen, welche Prozesse zur Deformation von Erinnerungsinhalten bei neurologischen und psychiatrischen Krankheiten führen.
14:45KAFFEEPAUSE + RAHMENPROGRAMM
16:00MORBUS HUNTINGTON – BEISPIEL FÜR EINE VERERBTE NEUROLOGISCHE ERKRANKUNG
Prof. Dr. med. Carsten Saft,
Leiter des klinischen Teils des Huntington-Zentrums NRW
am St. Josef-Hospital Bochum
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Die Huntington-Erkrankung ist eine autosomal dominant vererbte neurodegenerative Erkrankung. In den meisten Fällen kommt es im mittleren bzw. späten Lebensalter zu ersten Beschwerden in Form von fortschreitenden Bewegungsstörungen sowie zusätzlich kognitiven und psychiatrischen Symptomen. Letztlich können aber auch schon Kinder von der Erkrankung betroffen sein. Die „Chorea“ ist die typische und häufigste Bewegungsstörung. Es handelt sich dabei um unwillkürliche, plötzliche, rasche, unregelmäßige und nicht vorhersehbare Bewegungen der Extremitäten, des Gesichts, des Halses und des Rumpfes. Den Bewegungsstörungen vorausgehend, fallen der Familie und dem Umfeld des Betroffenen jedoch häufig Persönlichkeitsveränderungen des Betroffenen auf. Eine international besetzte Gruppe von Wissenschaftlern und Ärzten ist im Rahmen des „Venezuela Collaborative Research Project“ 1979 das erste Mal nach Venezuela zum Lake Maracaibo gefahren, da man wusste, dass hier die Erkrankung besonders häufig vorkommt. Ganz wesentlich beteiligt an diesen Arbeiten war und ist Frau Nancy Wexler. Ihre Mutter war an M. Huntington erkrankt und damit hat auch Sie selbst ein 50%iges Risiko zu erkranken. 1983 konnte das Gen lokalisiert werden und seit 1993 ist die genaue molekulargenetische Diagnostik möglich. Aufgrund dieser Erkenntnisse konnte in den letzten 20 Jahren das Verständnis über die Erkrankung deutlich erweitert werden. Im Labor gibt es erste Ansätze zu einer möglichen Therapie. Die Forschergemeinschaft hofft in den nächsten Jahren zunehmend mit Studien an Patienten die Wirksamkeit dieser Ansätze am Menschen überprüfen zu können. Das Bochumer Huntington-Zentrum NRW, eine Kooperation zwischen der neurologischen Klinik des St. Josef-Hospitals (Klinikdirektor: Prof. Dr. med. Ralf Gold) und der Abteilung für Humangenetik der Ruhr-Universität Bochum (Leitung: Prof. Dr. Jörg T. Epplen) ist mittlerweile weltweit klinisch wie wissenschaftlich eine Institution.
16:30STOTTERN IM GEHIRN: NEURONALE KORRELATE DES STOTTERNS
Prof. Dr. med. Katrin Neumann,
Leitende Ärztin der Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie,
St. Elisabeth-Hospital Bochum
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Seit den 1990er Jahren haben Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften und aus der Humangenetik unser Verständnis von Stottern revolutioniert. Der weitaus überwiegende Teil im Ursachenpaket des Stotterns ist erblicher Natur, wie Verhaltens- und Molekulargenetik, Zwillingsforschung und Stammbaumanalysen belegt haben. Wahrscheinlich genetisch verursacht, weisen Stotternde Abnormalitäten in Hör- und Sprachregionen des Gehirns auf, die ihre Redeflussstörung erklären. Das Hirn hilft sich mit einer Reihe von Kompensationsmechanismen, die mehr oder weniger erfolgreich sind. Darum geht es in dem Vortrag und auch darum, wie sich die Wirkung einer erfolgreichen Stottertherapie im Gehirn zeigt und wie einzelne Therapiekomponenten wirken könnten, z. B. langsames, rhythmisches Sprechen, der Einsatz sprechmelodischer Elemente und angstfreies Sprechen. Schließlich wird beleuchtet, wie Gehirne von Menschen funktionieren, die das Stottern spontan verloren haben und was wir daraus für die Therapie lernen können. Kurz soll auch über die Wirksamkeit von Stottertherapien berichtet werden, wie sie international und in Deutschland untersucht wurde.

RAHMENPROGRAMM

Brain Spots

Bochumer Neurowissenschaftler präsentieren sich und lassen Sie an ihren Forschungsergebnissen teilhaben. Neueste Technologien und aktuelle gesellschaftliche Fragestellungen finden Eingang in die Hirnforschung. Hierzu präsentiert das Neural Plasticity Labor ausgewählte Beispiele und „hands on“ Demonstrationen, z.B.:

• Was ist die „Augmented Reality“ – die „Erweiterte Realität“, und was macht die Forschung mit einer Brille, die dem Träger Zusatzinformationen zur Realität gibt?

• Ego-Shooter-Computerspiele beschäftigen nicht nur Eltern und Kinder, sondern auch Bochumer Forscher!

• Aus der Grundlagenforschung in die Anwendung: Ein Stimulationshandschuh für Schlaganfallpatienten verbessert die sensomotorische Leistung!

Möchten Sie etwas darüber lernen, was Augenbewegungen mit Stress zu tun haben? Dann schauen Sie sich das „Eye-Tracking-System“ des Lehrstuhls für Kognitionspsychologie an.

Oder wollten Sie immer schon mal wissen, wie die Bilder vom Gehirn im Magnetresonanztomographen (MRT) entstehen? Im MRT kann die Struktur vom Gehirn sichtbar gemacht werden. Aber wie erfolgt die Messung mit MRT, und wie entstehen das Bild und die dreidimensionale Information? Mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) kann das „arbeitende“ Gehirn sichtbar gemacht werden. Aber wie? Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Neurologischen Klinik am Bergmannsheil zeigen Ihnen Erstaunliches.


PRÄSENTATIONSSTÄNDE DER SELBSTHILFEGRUPPEN

Alzheimer Gesellschaft Bochum e.V. Demenz-Servicezentrum Region Ruhr

Aphasiker-Zentrum NRW e.V.

Autismus-Therapie-Zentrum Dortmund und Hagen

Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V.

Clusterkopfschmerz-Selbsthilfe-Gruppe Recklinghausen

Deutsche Huntington-Hilfe e.V.

Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft

Deutsche Myasthenie Gesellschaft e.V. Regionalgruppe Bochum/Dortmund

Epilepsie-Selbsthilfegruppe Essen

Restless Legs Selbsthilfegruppe Bochum

Schlaganfall Landesverband NRW e.V.


ANMELDUNG

Die Teilnahme ist kostenfrei.
Um Anmeldung wird gebeten unter
Sfb874-pr@rub.de
oder Telefon: 0234 32-26675


ANREISE

Anreise öPNV: U 35 Haltestelle Ruhr-Universität, Eingang durch die Mensa

Anreise PKW: über Universitätsstraße, Parkhaus P9, dort Wegweisern folgen

Download Anfahrtsskizze hier.