Mit Strom besser fühlen:Studie untersucht Elektrostimulation des Gehirns

Mögliche Therapieansätze für Schmerzpatienten

Mit einer speziellen nicht-invasiven und schmerzfreien Form der Elektrostimulation ist es möglich, bestimmte Gehirnareale in Erregung zu versetzen. Auch der Tastsinn kann so gezielt beeinflusst werden, was interessante Therapieansätze bietet.

Studie mit Transkranieller Gleichstromstimulation

Bei 37 gesunden Studienteilnehmern setzten Wissenschaftler der Neurologischen Klinik des Bochumer Universitätsklinikums Bergmannsheil die Transkranielle Gleichstromstimulation am somatosensorischen Cortex ein. Anschließend prüften sie, wie sich das auf die neuronale Aktivität auswirkt. „Unsere Messungen zeigen, dass negative Ladung zu einer Hemmung und positive Ladung zu einer Erregung neuronaler Aktivität im somatosensorischen Cortex führt. Das deckt sich mit den Ergebnissen früherer Studien, die zu ähnlichen Ergebnissen für motorische und visuelle Areale des Gehirns kamen“, erklärt Studienleiter Dr. med. Matthias Sczesny-Kaiser.

Elektrostimulation erregt und hemmt Gehirnaktivität

Die sogenannte Transkranielle Gleichstromstimulation ist eine Elektrostimulation des Gehirns. Dabei fließt über Elektroden auf der Kopfhaut ein schwacher Strom. Das verändert die Erregbarkeit der Nervenzellen und damit auch die neuronale Aktivität. Dabei ist die Art der Veränderung abhängig von der Polarität der Stimulation: die positiv geladene Anode verstärkt neuronale Erregbarkeit, während die negative Kathode neuronale Aktivität unterdrückt. Die Methode verursacht lediglich ein leichtes Kribbeln an der Kopfhaut und wird bereits erfolgreich in der Therapie von Depressionen oder Schlaganfällen eingesetzt.

Forscherteam untersucht Somatosensorik

Das Bochumer Forscherteam konnte zeigen, dass diese Art der Elektrostimulation auch im somatosensorischen Cortex zu polaritätsabhängigen Veränderungen führt. Dieses Hirnareal verarbeitet die Eindrücke von über 20 verschiedenen Rezeptortypen. Sie alle dienen unserer Körperwahrnehmung. Neben dem Tastsinn laufen hier auch Informationen zu Temperatur-, Druck- oder Schmerzempfinden zusammen. Die Ergebnisse der Studie hat das Fachjournal „Frontiers in Human Neuroscience“ veröffentlicht.

Ergebnisse können zu neuen Therapien beitragen

Weitere Untersuchungen müssen nun zeigen, ob die veränderte neuronale Erregbarkeit auch mit einer veränderten Sinneswahrnehmung einhergeht. Zudem wollen die Forscher prüfen, wie dauerhaft der Effekt ist. Die Ergebnisse könnten dann zur Etablierung neuer Therapiemethoden beitragen, die zum Beispiel bei Menschen mit vermindertem Tastsinn oder bei Schmerzpatienten zum Einsatz kämen.

Kontakt:

Dr. Matthias Sczesny-Kaiser
Neurologische Universitätsklinik und Poliklinik
BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil
Ruhr-Universität Bochum
matthias.sczesny-kaiser@bergmannsheil.de
Tel: +49 – (0)234 – 302 – 3258