Passive Wahrnehmung: Reagieren Menschen und Ratten ähnlich auf unerwartete Situationen?

Neurowissenschaftler vergleichen ereigniskorrelierte Potentiale bei Menschen und Ratten.

Aufgrund ihrer unterschiedlichen sensorischen und kognitiven Fähigkeiten, gibt es wenig Untersuchungen bei denen Menschen und Ratten mit denselben Aufgaben konfrontiert werden. Ein Team von Neurowissenschaftlern von der Ruhr-Universität Bochum und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf hat nun doch einen Weg gefunden, die Gehirnreaktionen von Mensch und Ratte mit Hilfe der Elektroenzephalografie (EEG) bei derselben Aufgabe zu vergleichen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher in der Fachzeitschrift Brain Structure and Function.

Grundlage der Untersuchung waren sogenannte ereigniskorrelierte Potentiale (EKP), also wellenförmige Ausschläge des EEGs, die direkt nach einem Ereignis wie beispielsweise einem Sinnesreiz auftreten. Für ihre Untersuchung wählten die Forscher einen besonderen Reiz – das sogenannte Oddball-Paradigma. Dabei werden der Testperson hintereinander mehrere Male die gleichen Gegenstände präsentiert. Dann wird ein Gegenstand gezeigt, der sich deutlich von den anderen unterscheidet. Er ist der „Oddball“, was im Englischen so viel bedeutet wie Sonderling.

Bei der aktuellen Versuchsanordnung blickten die Teilnehmer nicht direkt auf die Gegenstände, sondern nahmen sie nur im Hintergrund ihres Blickfelds wahr während sie mit einer anderen Tätigkeit beschäftigt waren. Bei den Menschen war das eine einfache Ablenkungsaufgabe, während die Ratten zur Ablenkung Fruchtsaft trinken durften. Sobald Menschen und Ratten der Oddball präsentiert wurde, zeigte sich in ihrem EEG das erwartete ereigniskorrelierte Potential.

Dabei konnten die Forscher feststellen, dass die Ratten im Vergleich eine deutlich unterscheidbare Reaktion zwischen wiederholten und veränderten Reizen zeigten, während die Menschen eine allmählichere Anpassung an die neue Situation zeigten. Unter dem Strich zeigen die Ergebnisse jedoch, dass Menschen und Ratten ähnliche Muster von Hirnaktivität zeigen, wenn sie passiv visuelle Reize wahrnehmen.