Wie man die Angst vergisst:Neuronales Netzwerk ist für Abruf von Angst-Erinnerung zuständig

Erkenntnisse für Behandlung von posttraumatischer Belastungsstörung

Jedes Mal, wenn Erinnerungen abgerufen werden, aktualisiert sich das Gedächtnis und die Erinnerung wird für kurze Zeit instabil. Diesen Prozess, auch Rekonsolidierung genannt, und die beteiligten Bereiche des Gehirns haben Forscher der Ruhr-Universität Bochum näher untersucht. Mithilfe der Optogenetik, einer Methode, die Optik und Genetik verbindet, ist es ihnen gelungen, die Erinnerungsfähigkeit zu beeinflussen. Aus ihren Erkenntnissen ergeben sich vielversprechende Ansätze für die Therapie von Angststörungen. Die Ergebnisse der Wissenschaftler hat das Fachjournal „Cerebral Cortex“ veröffentlicht.

Rekonsolidierung mit Optogenetik unterdrückt

Unsere Erinnerungen sind nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, unveränderbar im Gehirn gespeichert. Gerade wenn Gedächtnisinhalte abgerufen werden, sind sie besonders instabil. Dann versucht das Gehirn die Erinnerung mit aktuellen Informationen auf den neuesten Stand zu bringen. Die Forscherteams um Prof. Dr. Magdalena Sauvage und Dr. Vanessa Lux, sowie Prof. Dr. Stefan Herlitze und Dr. Olivia Masseck haben diese Phase der Rekonsolidierung mithilfe der Optogenetik unterdrückt und mit hochmodernen Bildgebungsverfahren untersucht, welche Auswirkungen dies auf das Erinnerungsvermögen hat. Die Optogenetik ermöglicht es den Wissenschaftlern, genmanipulierte Nervenzellen durch Lichteinwirkung zu aktivieren oder auszuschalten. Durch die hohe räumliche und zeitliche Genauigkeit dieser Methode, konnten die Wissenschaftler gezielt dann neuronale Aktivität abschalten, wenn die Phase der Rekonsolidierung einsetzt.

Forschung liefert Ansätze für Angst-Therapie

Die Ergebnisse der Forscher zeigen, dass bei der Rekonsolidierung von Erinnerungen ein Netzwerk an Hirnstrukturen aktiv ist, wobei die Cornu Ammonis 1 Region im Hippocampus eine Schlüsselfunktion innehat. Jedes Mal wenn Erinnerungen abgerufen werden, ist diese Struktur im Schläfenlappen des Gehirns aktiv. Wird in dieser Region mit optogenetischen Methoden die neuronale Aktivität während der Rekonsolidierung abgeschaltet, dann ist die anschließende Erinnerungsleistung stark beeinträchtigt. Am Tiermodell ist es dem Forscherteam auf diese Weise gelungen, angstvolle Erinnerungen vergessen zu machen. „Unsere Ergebnisse haben neue Zielbereiche im Gehirn aufgezeigt, die für die Rekonsolidierung und den Abruf von Angst-Erinnerungen eine Rolle spielen. Für die Behandlung von Posttraumatischen Belastungsstörungen und ähnlichen Erkrankungen liefert das vielversprechende Anknüpfungspunkte“, erklärt Dr. Vanessa Lux.