Eye-Tracking-Brille:Den Stress im Blick

Unter Druck verändert sich unsere Wahrnehmung

In stressigen Situationen nehmen wir unsere Umwelt anders wahr – das zeigt jetzt eine Eye-Tracking-Studie an der Ruhr-Universität Bochum. Der Kognitionspsychologe Prof. Dr. Oliver T. Wolf und die Doktorandin Nadja Herten hatten den Blick von 63 Probanden untersucht, während diese einen kurzen Vortrag vor einem Komitee hielten. Die eine Hälfte der Teilnehmer erhielt dabei positives Feedback und erlebte die Situation als angenehm, während die andere Hälfte weder Feedback, noch positive Bestärkung erhielt und die Situation damit als stressig empfand. Das zeigten auch die gemessenen Cortisolwerte der Probanden. Die Teilnehmer in der unangenehmen Situation hatten deutlich höhere Werte des Stresshormons als die Teilnehmer in der freundlichen Situation. Beide Gruppen trugen während ihres Vortrags Eye-Tracking-Brillen, die es den Wissenschaftlern ermöglichten, die Blicke der Studienteilnehmer im Nachhinein auszuwerten.

Wie sich zeigte, schenkten die gestressten Teilnehmer ganz anderen Dingen ihre Aufmerksamkeit als die Entspannten. Die Probanden, die sich in einer unangenehmen Situation befanden, suchten weniger Blickkontakt zu der Jury und fokussierten sich stärker auf die im Raum befindlichen Gegenstände. In einem Gedächtnistest am zweiten Studientag konnten sie sich außerdem besser an die zentralen Gegenstände im Raum erinnern als die Kontrollgruppe. „Zwischen den beiden Maßen gibt es aber keinen direkten Bezug, so dass wir davon ausgehen, dass weitere Faktoren wie Stresshormone hinzukommen müssen, um die Gedächtnisveränderungen zu erklären.“, erklärt Wolf. Mit der Eye-Tracking Studie schließen die Forscher an vorangegangene Untersuchungen an, die gezeigt hatten, dass auch die Wahrnehmung von Landschaften durch Stress verändert wird.